Yazoo – Tornado: Aftermath...

...oder „the day after“.

Es schaut aus wie nach einem Angriff – Häuser zerstört, teilweise nur mehr die Bodenplatte übrig.

Bäume genickt, Verkehrszeichen waagrecht zum Boden geknickt, obwohl mit massiven I-Trägern verankert.

12 Tote, davon 3 Kleinkinder und ein 4 Monate altes Baby, sehr traurig – „Mobile Homes“ sind eben gegen einen EF3-Tornado chancenlos...


Wetterlage kurz vor dem Tornado:


Bereits in der Nacht ging ein Cluster mit Gewitter und Regen über dem betroffenen Gebiet nieder. Dieser kam aus Louisiana und war das „Überbleibsel“ der Unwetter, die dort Tags zuvor gewütet haben.

Die Reste der Unwetter wurden im „hinteren Bereich“ jedoch automatisch zu „Keimzellen“ des späteren EF3 (oder EF4)-Tornados von Yazoo City.

Die Soundings von 18Z UTC ließen nichts Gutes für das Gebiet erahnen, das „zwang“ das NWS auch zu einem „high risk“ in dem betreffendem Gebiet.

Für 18Z gibt es praktisch nirgends Soundings, diese wären wohl sehr interessant gewesen.


Jackson, MS

Yazzo City liegt rd. 100km nördlich davon, Sounding von 12Z UTC.

Slidell, MS

Liegt knapp hinter der Golfküste – von dort kam die Energie, ist auch sehr gut zu sehen (Sounding 12Z UTC)

Shelby County, AL

Das ist in der Zugrichtung der Superzelle gewesen, die Tornados produzierte. Sounding um 00Z ist vorteilhaft gewesen, da die Front um ca. 01:30 UTC eintraf.


CAPE:

GFS/NAM-Modelle berechneten bis zu 2.500 J/kg an CAPE für 18Z (unterstrichen durch die Soundings von Jackson und Slidell), die Windscherung war einfach nur der nackte Wahnsinn.

Vielleicht etwas „vorteilhaft“ was das Fehlen eines Deckels, das eine weitere „Überhitzung“ der Luft verhindert hat und den Tornado schon früh entstehen ließ.



Wind:

Wind in Bodennähe stark aus Süd, verbunden mit den eindrucksvollen thetaE-Werten ergibt das ein sehr deutliches Bild (GFS/NAM):

Hier sieht man recht gut, wie die feuchtwarme Golf-Luft aus dem Süden richtiggehend zwischen dem Tief im Westen und dem Hoch im Osten „kanalisiert“ wird. Wie ein Trichter – komprimiert und verstärkt!

850er-Wind:

Westwind in mittleren Schichten stark, aber bereits langsam drehend auf SSW:

Jet:

und dann in höheren Schichten 500hPa mit 80 kn und 300hPa mit weit über 100 kn (= >250km/h) streng aus Südwest.


Daraus resultiert eine extrem gefährliche Wetterlage – energiereich und mit hoher Scherung = prädestinierte Tornadolage...


Der Tornado selbst:


In wie weit der „Tornado“ nun wirklich diese Größe im Durchmesser erreicht hat, ist fraglich.

Durch die großflächige Rotation am Boden und die „rain wrapped“-Geschichte kann man das eigentlich nicht so richtig eruieren. Außerdem zog das Ding um die 100 bis 120 km/h Zuggeschwindigkeit – alleine das kann für manche schon ein „tornadoähnlicher“ Wind sein.

Wie auch immer – der Tornado hatte eine lange Geschichte.

Entstanden ist der Tornado noch in Louisiana, zog dann mehrere Stunden über 350km quer durch MS und ging dann kurz nach dem Überqueren der Grenze zu Alabama ein.

Die Keimzellen aus Louisiana schön zu sehen:


Den Tornado selbst hatten nur wenige vor der Linse... und so manche Radarechos hatten es wirklich in sich:


In der boundary dieser SZ entwickelte sich dann noch eine weitere tornadische Zelle, die ebenfalls knappe 150km zurücklegte.

In weiterer Folge lebte diese Superzelle weiter und produzierte einen Tornado nach dem anderen.


Einfach der Wahnsinn, was an dem Tag dort passiert ist.

Alleine die Einträge in die Datenbank lassen die Langlebigkeit und Heftigkeit wissen:


Nachbetrachtung des Tornados:

So „pervers“ wie es klingt:

...dass der Tornado schon am Vormittag aktiv wurde, war wahrscheinlich das größte Glück der Einwohner des Bundesstaates Mississippi.


Solche Schäden gab es in Yazoo City flächendeckend:


Brutal war die enorme Zuggeschwindigkeit von 100 bis 100km/h, die durch die bereits in mittlerer Höhe herrschenden starken Winde bedingt war.

Die ebenfalls sehr starken Höhenwinde (Jet) war dann nur mehr „Draufgabe“.


Überlegt man die 100km/h Zuggeschwindigkeit und die durch das Doppler-Radar induzierten +/- 65mph Winde, kann man auf jeden Fall von einem starken EF3 ausgehen.

Zusammengerechnet ist es dann sicher über die 250 km/h an Windgeschwindigkeit, ein EF4 scheint also durchaus möglich.

Irre war halt der Durchmesser des Tornados, mit 1,6km bis 2,5km – und vielleicht auch dadurch die weiträumigen Schäden.


www – was wäre wenn...


Wäre es nicht so gewesen... ich bin mir fast sicher, wir hätten einen fürchterlichen EF5 erlebt, der den Bundesstaat Mississippi durchpflügt hätte.

Da wäre wohl nicht mehr viel stehen geblieben, an erinnere sich an den Greensburg-Tornado am 04. Mai 2007.

...und da gab es solche Schäden:


Nachbetrachtung der Chasingmöglichkeit:

Mein „persönlicher“ Tipp für den 24. April war Jackson in Mississippi.

Leider (oder Gott sei Dank) sind die Zellen und DER Tornado schon am späten Vormittag und zu Mittag losgebrochen, somit war ein Erreichen des Zielgebietes am 24. April selbst nicht möglich.

Mit „Pech“ wäre man dann auch noch genau zu dem Zeitpunkt auf der Interstate 55 gewesen, als der EF3-Rüssel die I55 kreuzte...

Andererseits wäre man mit einer Anfahrt in das Gebiet am Vortag, verbunden mit einer frühen Abfahrt an dem Tag rechtzeitig auf die Südseite gekommen.

Gut – was wäre wenn haben wir schon oft gehabt, das Ding war aber schlichtweg saugefährlich.

Nur selten aus dem Regenvorhang raus, mit einer argen Zuggeschwindigkeit.

Andreas hat Glück und Pech gehabt – je nach Sichtweise.

Und eines ist klar:

Im Nachhinein ist man immer gscheiter.

Klar – es wären wohl die Bilder und Videos seines Chaser-Lebens gewesen, aber wie viel Risiko muss man dafür eingehen, ist die Frage.


Ich hoffe, die „Nachbetrachtung“ hat euch gefallen und war informativ genug.

Lg Matthias


Quelle der Graphiken, Bilder und Video-Capture:

http://www.twisterdata.com/

http://weather.cod.edu/forecast/

http://www.spc.noaa.gov/climo/reports/100424_rpts.html

http://www.youtube.com

http://radar.weather.gov/Conus/southmissvly.php

http://radar.weather.gov/radar.php?rid=dgx&product=N0R&overlay=11101111&loop=no

http://radar.weather.gov/radar.php?rid=gwx&product=N0R&overlay=11101111&loop=no

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

super bericht! man konnte ja aus diversen medien schon erfahren, wie schrecklich das ganze für die betroffenen sein muss... und das andreas nicht unter diese "betroffenen" fällt, ist auch in anbetracht des was-wäre-wenn meiner meinung nach glück. glück, dem ganzen trotz der faszination gesund entkommen zu sein!! es kommen bestimmt noch andere, "sichere" gelegenheiten, ein monster zu erwischen!

lg gabi (eisblumale)